pte20120709009 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Schiffsfonds: Anleger drohen Milliardenverluste

Überkapazitäten drücken Preise - Totalausfälle möglich


Containerschiff: immer mehr davon gehen pleite (Foto: pixelio.de, Bernd Sterzl)
Containerschiff: immer mehr davon gehen pleite (Foto: pixelio.de, Bernd Sterzl)

Hamburg/Wien (pte009/09.07.2012/12:29) Gutgläubige Anleger müssen bei ihren geschlossenen Schiffsfonds mit empfindlichen Verlusten rechnen. 275.000 Deutsche haben in den vergangenen Jahren rund 32, 4 Mrd. Euro in Frachter, Containerschiffe und Tanker investiert. Da die überwiegende Mehrheit der weltweiten 1.430 Schiffsbeteiligungen gerade ordentlich ins Wanken gerät, sind sogar Totalausfälle möglich. In einstigen Versprechungen der Banken war von hohen Renditen und geringem Risiko die Rede. Dieser Optimismus erweist sich nun als teurer Bumerang für die Brieftaschen der Anleger.

Finanzieller Schiffbruch

Insbesondere Schiffe mit keinen festen Charterverträgen befinden sich in Schieflage. "Man muss unterscheiden zwischen langfristigen Fixcharterraten und Spotmarktraten. Letztere belaufen sich momentan mit nur mehr 25 Prozent des Werts der Vorkrisenjahre am untersten Ende der Fahnenstange", sagt Kurt Cowling, Vorstand der MPC Capital Austria http://mpc-capital.at , im Gespräch mit pressetext. Eben jene Containerschiffe ohne vertraglich langfristige Mieter müssen bittere Verluste hinnehmen und stehen vor Liquiditätsproblemen. Eine Verbesserung am Markt sieht Cowling erst für das Jahr 2014.

Im Zug der globalen Finanzkrise gingen Produktion, Handel und Nachfrage zurück, Tanker wurden allerdings weiterhin gebaut wie zuvor. Dies hatte Überkapazitäten zur Folge, unter jener die Branche nun leidet wie nie zuvor. Die Betreiber kämpfen mit sinkenden Preisen, hohen Betriebskosten und den Rückzahlungen für gewährte Kredite. In Deutschland haben in den vergangenen Jahren rund 100 Anlegerfrachter finanziellen Schiffbruch erlitten. Deren Wert: 1,7 Mrd. Euro. Die beiden Prestigeobjekte MS "Pride of Madrid" und MS "Pride of Paris" gingen erst vergangenen Mai pleite.

Commerzbank mit kalten Füßen

Die zwei größten Schiffsfinanziers sind in Deutschland die Commerzbank sowie die HSH Nordbank. Letztere muss ihr Engagement stark reduzieren. Die Commerzbank hat bereits beschlossen, sich aus dem verlustreichen Geschäft vollständig zurückzuziehen. Beide Geldhäuser sitzen mittlerweile auf faulen Krediten im zweistelligen Milliardenbereich, denen die Reeder immer weniger nachkommen können. Der Verband Deutscher Reeder http://reederverband.de erhofft sich nun einen Überbrückungskredit vonseiten des Staates. Der Lloyds Fond aus Hamburg http://lloydfonds.de will nun 16 seiner maroden Schiffe in einer eignen Auffanggesellschaft einbetten, um eine Umfinanzierung möglich zu machen.

Ersparnisse weg

Den Anlegern dürften diese Entwicklungen den letzten Nerv rauben. Rund ein Drittel der weltweit im Einsatz befindlichen Containerschiffe sind in Deutschland finanziert worden. Den versprochenen sicheren Hafen dürften sie jedoch vermutlich nicht erreichen. "Das Ausmaß der finanziellen Schäden ist immens, die Lage brisant", erklärt Kapitalanlegerschützer Peter Hahn. Betroffen sind davon nicht nur Spitzenverdiener. Auch viele Kleinanleger und Normalverdiener, die nicht unwesentliche Teile ihres Ersparten in den Boomjahren 2005 bis 2007 in Schiffsfonds investiert haben, müssen nun mit herben Verlusten rechnen.

Nicht selten sind gutgläubige Sparer von ihren Bankhäusern unzureichend beraten worden. Der Bundesgerichtshof stellte bereits fest, dass Anleger über die Provision der Banken informiert sein müssen. Außergerichtliche Einigungen sind dabei durchaus möglich, sagt Hahn. Erst kürzlich bekam eine Rentnerin 200.000 Euro von ihren investierten 250.000 Euro rückerstattet. Der Grund dafür: Die Bank strich 23.000 Euro Provision ein ohne ihre Kundin darüber zu informieren.

(Ende)
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