pte20120905001 Bildung/Karriere, Unternehmen/Wirtschaft

Junge Italiener stürmen deutschen Arbeitsmarkt

22 Prozent Zuwachs - Prekäre Arbeitsmarktsituation zwingt zum Handeln


Florenz: Italiener drängen nach Deutschland (Foto: pixelio.de/Martina Friedl)
Florenz: Italiener drängen nach Deutschland (Foto: pixelio.de/Martina Friedl)

Mailand/Rom (pte001/05.09.2012/06:00) Immer mehr junge Italiener kehren ihrer Heimat den Rücken und suchen ihr Glück in Deutschland. Der Anteil der in der Bundesrepublik sozialversicherten Italiener ist in den vergangenen Monaten außergewöhnlich stark angestiegen. Im Vorjahr ist die Zahl italienischer Arbeitnehmer gegenüber 2010 um 8.000 Beschäftigte auf 189.299 angewachsen. Im Mai dieses Jahres waren es bereits 232.800 Personen. Dies bedeutet ein außergewöhnliches Plus von rund 22 Prozent. Im Vorkrisenjahr 2005 waren es dagegen nur 171.000.

Deutschkurse sehr gefragt

Als Folge dieser Emigration nach Deutschland steigt auch die Nachfrage nach Sprachkursen zwischen Bozen und Palermo. "Die Zuwächse italienischer Beschäftigter in Deutschland korrespondiert relativ gut mit der Nachfrage nach Deutschkursen, die in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich angestiegen ist", erklärt Ulrike Tietze, stellvertretende Leiterin des Goethe-Instituts in Rom http://goethe.de/ins/it/rom , im Interview mit pressetext. Dies bestätigen auch ihre Kollegen in Spanien und Portugal.

"Wir sehen die Entwicklung am italienischen Arbeitsmarkt mit großer Sorge und wollen uns mit gezielten Programmen für junge Leute engagieren. In Zeiten der Krise setzen wir auf die Förderung kurzfristiger Mobilität. Bei einer Verbesserung des wirtschaftlichen Klimas haben junge, qualifizierte und dynamische Leute bei einer Rückkehr aus Deutschland wieder bessere Chancen, am heimischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen", so Tietze.

Auswandererquote legt zu

Arbeitsmigration hat in Italien eine lange Tradition. Städte wie Boston, Buenos Aires, Perth oder München sind die besten Beispiele dafür. Der Trend zum Auswandern hat angesichts der Wirtschaftslage in Italien aber nun verstärkt an Dynamik gewonnen. Zwischen 2009 und 2011 ist die Zahl italienischer Arbeitskräfte um 6,3 Prozent gewachsen. Ähnlich ist es bei griechischen Beschäftigten. Deren Anteil stieg im selben Zeitraum um 6,4 Prozent. Der Unterschied ist allerdings, dass die offizielle Arbeitslosenquote in Griechenland bei rund 23 Prozent rangiert, während sie am italienischen Stiefel gerade die Zehn-Prozent-Marke überschreitet (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20120718012 ).

Fachkräfte händeringend gesucht

Es ist nicht mehr so wie in den 1950er-Jahren, dass an deutschen Bahnhöfen massenhaft Gastarbeiter aus Südosteuropa empfangen werden. Doch der deutsche Arbeitsmarkt beklagt schon seit einiger Zeit den vorherrschenden Fachkräftemangel. Allein in der Rhein-Neckar-Region fehlen bis 2013 35.000 Facharbeiter. Dies zeigt, dass die Arbeitsmigration nicht nur Akademiker oder Unternehmer betrifft. Der deutsche Arbeitsmarkt benötigt vor allem Arbeiter im Industriesektor.

(Ende)
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