pte20160905002 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Rechtsextreme bleiben auf Twitter unbehelligt

Donald Trumps Präsidentschaftskandidatur beliebtes Thema


Klu Klux Klan: Gruppe mit großem Online-Zulauf (Foto: Martin, flickr.com)
Klu Klux Klan: Gruppe mit großem Online-Zulauf (Foto: Martin, flickr.com)

Washington (pte002/05.09.2016/06:05) Der sogenannte Islamische Staat (IS) ist auf Twitter zwar dank Account-Sperrungen stark unter Druck geraten, doch Hasspostings von Extremisten bleiben leicht zu finden. Denn Rechtsextreme wie die American Nazi Party (ANP) können auf Twitter weitgehend unbehelligt machen, was sie wollen, so das Ergebnis einer Studie des Program on Extremism an der George Washington University http://gwu.edu . Ihre Accounts haben seit 2012 über 600 Prozent mehr Follower gewonnen. Rechte Trolle speziell in den USA lieben Themen wie #MakeAmericaGreatAgain, die sich #Trump2016 auf die Fahne schreibt.

Rechter Twitter-Vormarsch

Auch wenn der IS auf Twitter zurückgedrängt wurde, sind in den USA Nazis und andere Rechtsextreme auf dem Kurznachrichten-Vormarsch. Der Studie "Nazis vs. ISIS on Twitter" zufolge sind 18 besonders wichtige rechtsextreme Accounts wie jener der ANP seit 2012 von etwa 3.500 Followern auf über 25.000 explodiert. Im Mittel haben Nazis demnach 22 Mal so viele Follower wie IS-Accounts. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass Islamisten wesentlich eher von Twitter gesperrt werden, wohingegen laut Studie "weiße Nationalisten und Nazis relativ unbehelligt agieren".

Während Rechtsextreme und IS auf Twitter teils sehr ähnliche Rekrutierungsmethoden nutzen, gibt es dem Studienautor und Extremismusexperten J.M. Berger zufolge auch einige deutliche Unterschiede. So entwickeln Islamisten ihre Themen und Botschaften ständig weiter, während Rechtsextreme hauptsächlich immer wieder die gleiche Leier herunterbeten - besonders vom #whitegenocide, dem angeblichen Auslöschen der weißen Rasse. Die große Ausnahme ist die Präsidentschaftskandidatur von Donald Trump, deren Hashtags gern vereinnahmt werden und die für jüngste Twitter-Zuwächse der Rechtsextremen mitverantwortlich sein dürfte.

Rechte Trolle erobern Web

Ein weiterer Unterschied ist laut der Studie, dass der IS auf Twitter eher damit arbeitet, Communitys aufzubauen und potenziellen Rekruten ein Willkommensgefühl zu vermitteln. Rechte Trolle dagegen machen dieser Bezeichnung alle Ehre und trollen intensiv und feindselig aus ihrer Sicht "anti-weiße" Nutzer. Der Studie zufolge gibt es auch eine zunehmende Überschneidung zwischen Personen, die weißen Nationalismus vertreten und den Usern als Trollforen verrufener Plattformen wie 4chan. Oft sei bei diesen besonders penetranten Nutzern unklar, ob sie wirklich engagierte Rechtsextreme, besonders engagierte Trolle oder ein Zwitter aus beidem sind.

Das Twitter-Gefolge wichtiger rechtsextremer US-Accounts ist der Studie zufolge jedenfalls international. Untersuchte Profil-Links von Twitter-Nutzern zeigen unter anderem Verbindungen zu südamerikanischen und spanischen Faschisten, den britischen Rechts-Parteien BNP und UKIP, sowie der PEGIDA.

Zur Studie "Nazis vs. ISIS on Twitter": http://cchs.gwu.edu/sites/cchs.gwu.edu/files/downloads/Nazis%20v.%20ISIS%20Final_0.pdf

(Ende)
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