pte20170719002 Auto/Verkehr, Medien/Kommunikation

China: Audi vergrault Kunden mit sexistischem Clip

Inspektion vor der Trauung - Werbespot setzt Frauen mit Autos gleich


Inspektion: Schwiegermutter begutachtet die Braut (Foto: youtube.com)
Inspektion: Schwiegermutter begutachtet die Braut (Foto: youtube.com)

Peking/Hamburg (pte002/19.07.2017/06:05) Der deutsche Automobilhersteller Audi http://audi.com hat viele seiner chinesischen Kunden mit einem sexistischen Werbespot gegen sich aufgebracht. Darin wird eine Braut mit einem zu inspizierenden Auto gleichgesetzt. Zuschauer werfen den Marketing-Verantwortlichen Sexismus vor und zeigen sich erbost darüber, dass der Clip obendrein mit dem Verweis auf Gebrauchtwagen endet.

Inspektion vor dem Altar

Der Werbespot wurde in China sowohl im Internet als auch in Kinos gezeigt. Darin ist zu sehen, wie eine Braut während der Trauung von der Schwiegermutter ähnlich wie ein Auto inspiziert wird. Die Braut muss ihren Mund öffnen, damit die ältere Dame sich die Zähne ansehen kann. Außerdem werden Ohren und Nase auf grobe Weise überprüft. Das Vorgehen der Schwiegermutter gleicht dem eines Mechanikers beim Überprüfen eines Autos.

Nach der Inspektion vor den versammelten Hochzeitsgästen gibt die Schwiegermutter schließlich ein lautes "Okay" von sich. Kurz fällt ihr Blick dann jedoch noch auf die Brust der Braut, die daraufhin erschreckt ihr Dekolleté verdeckt, um nicht erneut inspiziert zu werden. Nach der Szene wird eine Sequenz mit einem Audi eingeblendet. Der Sprecher erinnert daran, dass eine derart wichtige Entscheidung vorsichtig getroffen werden müsse. Abschließend wird die Website des Second-Hand-Vertriebs von Audi eingeblendet. Das löste einen Shitstorm aus. Vor allem der abschließende Wink mit den Gebrauchtwagen verärgert User weltweit.

"Sexismus wird leider auch als Verkaufsmasche eingesetzt, da so schnell Aufmerksamkeit erweckt wird. In der chinesischen Audi-Werbung wird gezielt mit dem Klischee der übergriffigen, herrischen Schwiegermutter gespielt, die die attraktive Braut zum Objekt degradiert und nach äußeren Merkmalen bewertet. Das Konzept 'Sex sells' wurde von der Werbeagentur mit vermeintlichem Humor kombiniert, um bei der Zielgruppe zu punkten", so Psychologe Christian Roth http://spieleforschung.de gegenüber pressetext.

Zuschauer sind empört

Der Unmut einiger Zuschauer geht sogar so weit, dass mit dem Boykott von Audi gedroht wird und man sich beim Neukauf künftig gegen die deutsche Marke entscheiden solle. "Ich rate wirklich, dass dieser Spot aus dem Verkehr gezogen wird und dass sich Audi für diese Art von unzumutbarer Kreation entschuldigt", schreibt ein "Weibo"-User. Ein Audi-Sprecher erklärte bereits gegenüber der "South China Morning Post", dass der Fall geprüft werde und betont, dass das Marketing im Großraum China von einem lokalen Vertragspartner geleitet wird.

"Es ist fraglich, warum sich Audi für abwertende, geschlechtsspezifische Stereotype entscheidet, wenn zum amerikanischen Super Bowl eine Audi-Werbung ausgestrahlt wurde, die sich für gleichberichtigte Bezahlung von Frauen einsetzt. Ein Mädchen gewinnt ein Seifenkistenrennen gegen die komplett männliche Konkurrenz. Dieser Spot wird auf YouTube von konservativer Seite als linksliberale Propaganda bezeichnet. Die eigene politische Haltung entscheidet also mit, ob Männer Werbung als Herabwürdigung empfinden. Diskriminierung von Männern, zum Beispiel durch Stereotype, wie Ungeschicklichkeit im Haushalt oder Reduktion auf das Aussehen, scheint in der Diskussion momentan eher ein Randthema zu sein, doch Menschenrechte sind geschlechtsneutral", so Roth abschließend.

Zahlreiche User wundern sich nun, wie der Werbespot zugelassen werden konnte. Es sei vorhersehbar gewesen, dass die Handlung vor allem weibliche Zuschauer beleidigen würde. Der Werbespot könnte für Audi einen erneuten Absatzschwund auf dem chinesischen Markt bedeuten. Erst im Juni hatte der Verkauf wieder an Schwung gewonnen, nachdem aufgrund von Streitigkeiten mit einigen Händlern ein halbes Jahr lang schlechte Umsätze eingefahren wurden (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20170707015 ).



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