pte20190429026 Politik/Recht, Medien/Kommunikation

England will mehr Suizidprävention im Web

Mehr Jugendschutz gefordert, um Gruppen, die Selbstverletzung glorifizieren, einzudämmen


Social Media: Suizid-Inhalte bekämpfen (Foto: pixabay.com, geralt)
Social Media: Suizid-Inhalte bekämpfen (Foto: pixabay.com, geralt)

London/Köln (pte026/29.04.2019/13:30) Die britische Regierung hat Repräsentanten der Social-Media-Riesen Snapchat, Google, Facebook und Instagram vorgeladen, um mit Experten der Hilfsorganisation Samaritans http://samaritanshope.org über Suizidprävention zu sprechen. Auch Inhalte, die zu übertriebenem Gewichtsverlust und Essstörungen animieren, standen im Fokus. Laut Gesundheitssekretär Matt Hancock sollen die Unternehmen mehr Methoden entwickeln, um schädliche Inhalte zu erkennen und zu unterbinden. Vor allem sollen die Aktivitäten von Gruppen, die Suizid glorifizieren, aufgehalten werden.

"Es gibt viele Gruppen in sozialen Medien, die Suizid anpreisen und auch Möglichkeiten zeigen, diesen zu begehen. Das betrifft oft Menschen in einer psychisch verwundbaren Situation. Junge Leute, vor allem Mädchen, die mit der Pubertät zu kämpfen haben und versuchen, ihre Identität zu finden. Pubertät findet immer mehr online statt", sagt Cyber-Psychologie-Expertin Catarina Katzer http://chatgewalt.de im Gespräch mit pressetext.

Netzwerke müssen helfen

Jugendliche suchen laut Katzer im Internet nach Vorbildern, wie zum Beispiel Influencern, und orientieren sich an diesen Personen. Bei Problemen suchen sie auch immer häufiger im Netz nach Hilfe. Meistens gehen sie nicht zu Experten, sondern zu Kontakten über Facebook oder Instagram. Sie geraten dabei in einen Teufelskreis und finden Leute in einer ähnlichen Situation, die Suizid als Lösung sehen.

Der Druck auf soziale Medien in Großbritannien wurde vor allem durch den Tod der 14-jährigen Molly Russell im Jahr 2017 erhöht. Auf dem Instagram-Account des Mädchens fanden sich Inhalte in Verbindung mit Depression und Suizid. Daraufhin hat ein Sprecher von Instagram-Mutter Facebook angekündigt, dass man solche Inhalte in Zukunft strenger kontrollieren werde.

"Soziale Netzwerke müssen hier die Verantwortung tragen, sie dürfen nicht nur vorbeugend agieren, sondern müssen aktiv Hilfe anbieten. Es muss auf jedem Netzwerk einen sichtbaren Notfall-Button geben. Mit diesem Button sollte man auf Probleme hinweisen können und unmittelbar zu Helfern geleitet werden. Hier muss es einen 24-Stunden-Erstberatungsservice geben. Die Berater können dann an Experten weiterleiten, aber es braucht zuerst eine sofortige Antwort", so Katzer.

Zusammenarbeit wichtig

Die britische Regierung hatte schon vor dem Treffen angekündigt, soziale Netzwerke für schädliche Inhalte zur Verantwortung zu ziehen. Im Februar 2019 fand bereits ein ähnliches Treffen zu diesem Thema statt, jedoch ohne die Einbindung der Samaritans. Nach diesem Treffen hat Instagram zugestimmt, explizite Darstellungen von selbstverletzendem Verhalten zu verbieten.

Laut Ruth Sutherland, der Vorstandsvorsitzenden bei den Samaritans, gibt es keine einfache Lösung, um die Öffentlichkeit vor Inhalten über Selbstverletzung und Suizid zu schützen. Dafür seien beide dieser Probleme zu spezifisch und komplex. Deswegen sei die Zusammenarbeit mit den sozialen Netzwerken wichtig, um diese Probleme genau zu erforschen und Leben zu retten.

(Ende)
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