pte20190912019 Forschung/Entwicklung, Umwelt/Energie

Aletschgletscher bis zum Jahr 2100 verschwunden

Forscher der ETHZ erstellen drei düstere Szenarien auf Basis aktueller Werte zum Klimawandel


Entwicklung des Aletschgletschers bis zum Jahr 2100 (Foto: ethz.ch, YouTube)
Entwicklung des Aletschgletschers bis zum Jahr 2100 (Foto: ethz.ch, YouTube)

Zürich (pte019/12.09.2019/10:30) Vom größten Gletscher der Alpen, dem Aletsch­glet­scher, bleiben bis zum Ende dieses Jahrhunderts im ungünstigsten Fall nur noch ein paar kleine Eisfelder. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zunge des Aletschgletschers um rund einen Kilometer zurückgezogen. Das haben Forscher der ETH Zürich (ETHZ) http://ethz.ch anhand eines neuen Gletscher-Prognosemodells ermittelt. Ihr ernüchterndes Fazit: Der Trend wird sich auch in den kommenden Jahren weiter fortsetzen.

Unter zwei Grad Celsius bleiben

Die Fachleute haben ein 3D-Modell des Gletschers für ihre Prognose verwendet. Damit lässt sich die Dynamik eines einzelnen Gletschers detailliert abbilden. "Die Eisbewegungen beim Aletschgletscher sind besonders komplex, weil von oben drei mächtige Eisströme kommen, die sich auf dem Konkordiaplatz vereinigen und von da aus gemeinsam weiter ins Tal vorstoßen", erklärt ETHZ-Forscher Matthias Huss.

Die Schweizer Wissenschaftler haben drei Szenarien ausgearbeitet, die von unterschiedlich starken Verän­de­run­gen der CO2-Konzentration in der Atmosphäre ausgehen. Der günstigste Fall für den Gletschertourismus im Wallis wäre, wenn die globale Erwärmung (so wie im Klimaabkommen von Paris vorgesehen) unter zwei Grad Celsius gehalten werden könnte. Dies setze allerdings voraus, dass die Treibhausgasemissionen weltweit in naher Zeit massiv gesenkt werden, sodass das Klima ab 2040 stabilisiert werden könne.

Schmelze schreitet massiv voran

"Selbst in diesem Fall muss damit gerechnet werden, dass sich der Rückgang des Aletschgletschers bis Ende Jahrhundert fortsetzen wird. Sowohl beim Eisvolumen als auch bei der Länge, müsste in diesem Fall mit einer Abnahme von mehr als 50 Prozent im Vergleich zu heute gerechnet werden", so Huss' Kollege Guillaume Jouvet. Dass sich der Gletscher selbst bei einer baldigen Stabilisierung des Klimas weiter zurückziehen wird, hänge damit zusammen, dass Gletscher träge sind und erst verzögert auf Klimaveränderungen reagieren.

Wesentlich dramatischer, so die Forscher, sieht die Situation aus, wenn sich die Welt­gemein­schaft nicht zügig durchringen wird, effektive Maßnahmen zu ergreifen. Laut dem ungünstigen, aber durchaus realistische Szenario wird sich das Klima in der Schweiz bis zum Ende des Jahrhunderts um vier bis acht Grad erwärmen. Dann blieben von den ehemals größten Alpengletschern im Jahr 2100 nur noch ein paar mickrige Eisfelder übrig. "Auch der Konkordiaplatz direkt unter dem Jungfraujoch, auf dem sich das Eis heute noch rund 800 Meter hoch türmt, wird dann völlig eisfrei sein", resümiert Jouvet.

Auch in einem theoretischen Szenario, in dem das Klima künftig genau gleich bleiben würde wie in den vergangenen 30 Jahren, würde das Eisvolumen bis zum Ende des Jahrhunderts um mehr als einen Drittel abnehmen. Bliebe das Klima so wie in den vergangenen zehn Jahren, ginge sogar die Hälfte des Eises verloren. "Diese Zahlen bestätigen, dass der Gletscher heute überhaupt nicht mehr im Gleichgewicht mit dem Klima ist", meint Huss abschließend.



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