pte20210901013 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Alte Erkältungen sind bei Corona von Vorteil

Deutlich bessere Immunreaktion gegen SARS-CoV-2 - sowohl bei Geimpften als auch Ungeimpften


Erkältung: stärkt Immunsystem gegen SARS-CoV-2 (Foto: pixabay.com, silviarita)
Erkältung: stärkt Immunsystem gegen SARS-CoV-2 (Foto: pixabay.com, silviarita)

Berlin (pte013/01.09.2021/10:30) Bestimmte Immunzellen, die Menschen in der Vergangenheit gegen Erkältungs-Coronaviren gebildet haben, stärken die Immunreaktion gegen SARS-CoV-2 - sowohl während der natürlichen Infektion als auch nach einer Impfung. Zu dem Schluss kommen Forscher der Charité - Universitätsmedizin Berlin http://charite.de und des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik (MPIMG) http://www.molgen.mpg.de . Details wurden in "Science" publiziert.

Klar abgemilderte Symptome

"Wir haben angenommen, dass kreuzreagierende T-Helferzellen eine schützende Wirkung haben, eine frühere Erkältung mit endemischen, das heißt seit vielen Jahren in der Bevölkerung zirkulierenden, Coronaviren also die Symptome bei COVID-19 abmildert", so Erstautorin Lucie Loyal. "Es hätte aber auch das Gegenteil der Fall sein können. Bei manchen Viren führt eine zweite Infektion mit einem ähnlichen Virusstamm nämlich zu einer fehlgeleiteten Immunantwort, mit negativen Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf."

Jetzt präsentiert das Team Hinweise, die die Annahme einer schützenden Wirkung stützen. So könnte die Kreuzimmunität ein Grund nicht nur für die unterschiedlich schweren COVID-19-Verläufe, sondern auch die unterschiedliche Effektivität der Impfungen in verschiedenen Altersgruppen sein. Für die Studie wurden ab Mitte 2020 fast 800 Menschen rekrutiert, die noch nicht mit SARS-CoV-2 in Kontakt waren. Regelmäßig wurde geprüft, ob diese sich mit dem Erreger infiziert hatten. Das war bei 17 Personen so. Deren Immunsystem analysierten die Berliner Wissenschaftler dann sowohl vor als auch während der Infektion im Detail.

Nur mit Impfung bester Schutz

Laut den Experten hatte der Körper bei den untersuchten Personen T-Helferzellen, die er gegen endemische Erkältungscoronaviren gebildet hatte, auch gegen SARS-CoV-2 mobilisiert. Zudem fiel die Immunantwort gegen SARS-CoV-2 qualitativ umso besser aus, je mehr dieser kreuzreagierenden Zellen vor der Infektion vorhanden waren. Die Zellen erkannten dabei besonders häufig einen bestimmten Bereich des Spike-Proteins. Die Struktur der alten und des neuen Coronavirus ist an dieser Stelle "konserviert", also besonders ähnlich gestaltet.

"Bei Erkältungen mit harmloseren Coronaviren baut das Immunsystem also eine Art universelles, schützendes Coronavirus-Gedächtnis auf. Wenn es nun mit SARS-CoV-2 in Kontakt kommt, werden solche Gedächtniszellen wieder aktiviert und greifen nun auch den neuen Erreger an. Das könnte zu einer schnelleren Immunantwort gegen SARS-CoV-2 beitragen, die einer ungehinderten Ausbreitung des Virus im Körper zu Beginn der Infektion entgegensteht und so den Verlauf der Erkrankung vermutlich günstig beeinflusst", unterstreicht MPIMG-Studienleiterin Claudia Giesecke-Thiel und ergänzt, dass dies aber nicht bedeute, dass man durch vergangene Erkältungen mit Sicherheit vor SARS-CoV-2 geschützt sei.

Ein immunverstärkender Effekt der kreuzreagierenden T-Zellen wurde auch bei einer COVID-19-Impfung mit dem Vakzin von BioNTech nachgewiesen. Ähnlich einer natürlichen Infektion bewirkt der Impfstoff, dass der Körper das Spike-Protein von SARS-CoV-2 - inklusive des konservierten Bruchstücks - produziert und dem Immunsystem präsentiert. Eine Analyse der Immunreaktion von 31 gesunden Personen vor und nach der Impfung hat ergeben: Während normale T-Helferzellen über zwei Wochen schrittweise aktiviert wurden, sprachen die kreuzreagierenden T-Helferzellen binnen einer Woche sehr rasch auf die Impfung an.

(Ende)
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