pte20210805003 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Social-Media-Riesen lassen Antisemitismus zu

Facebook, Twitter, TikTok, YouTube und Co lassen 84 Prozent der abgesetzten Postings online


Soziale Medien: massive Kritik an laxen Kontrollen (Foto: pixabay.com/Pixelkult)
Soziale Medien: massive Kritik an laxen Kontrollen (Foto: pixabay.com/Pixelkult)

London/Washington (pte003/05.08.2021/06:05)

Wenn es um die Bekämpfung von antisemitischen Inhalten im Internet geht, versagen alle großen sozialen Online-Netzwerke. Wie aus einer Analyse des Center for Countering Digital Hatred (CCDH) http://counterhate.com hervorgeht, bleiben auf Seiten wie Facebook, Instagram, TikTok, Twitter und YouTube ganze 84 Prozent entsprechender antijüdischer Hass-Postings völlig unbehelligt online. Und das, obwohl sie eigentlich ganz klar gegen die Verhaltensregeln verstoßen, die sich die Anbieter selbst in ihrem Policy-Regelwerk auferlegt haben.

Als "bösartige Inhalte" gemeldet

"Unsere Untersuchung zeigt, dass die sozialen Online-Plattformen in 84 Prozent der Fälle keinerlei Maßnahmen gegen Meldungen gesetzt haben, die antisemitische Verschwörungen, Extremismus und Missbrauch beinhalten", stellt das CCDH in seinem Bericht fest. Dabei seien die betreffenden Beiträge ja eigentlich von Nutzern der Portale über ihre eigenen Tools als "bösartige Inhalte" gemeldet worden. "Wir sehen also, dass die Portalbetreiber nicht in der Lage sind, ihre eigenen Community-Regeln in Bezug auf antisemitischen Content durchzusetzen", betonen die Experten.

Durch dieses Fehlverhalten würden die Tech-Unternehmen der Befeuerung und Verbreitung von antijüdischem Hass im Netz quasi einen Freifahrtschein spendieren, kritisiert die internationale Non-Profit-Organisation mit Sitz in London und Washington. "Dadurch steigt die Bedrohung für jüdische Gemeinschaft. Social-Media-Firmen müssen das besser hinbekommen. Die Plattformen müssen eigene Moderatoren anheuern und trainieren, um diesem Hass Einhalt zu gebieten. Wenn sie das nicht hinbekommen, muss man sie zur Verantwortung ziehen", so die Einschätzung.

714 Meldungen zwischen Mai und Juni

Laut eigenen Angaben hat das CCDH im Zeitraum zwischen Mai und Juni dieses Jahres insgesamt 714 Postings auf Facebook, Instagram, TikTok, Twitter und YouTube identifiziert, die klar als antisemitisch zu klassifizieren sind und daher gegen die Community-Regeln der Plattformen verstoßen. Diese Meldungen, in denen unter anderem auch der Holocaust geleugnet oder abstruse Verschwörungstheorien zur geheimen jüdischen Weltherrschaft gestreut werden, wurden von Nutzern ganze 7,3 Mio. Mal angesehen.

"Wir haben herausgefunden, dass die Plattformen im Schnitt nur in weniger als einem von sechs der gemeldeten Fälle von Antisemitismus wirklich auch tätig geworden sind", schildern die CCDH-Experten. Am schlechtesten schneidet Facebook ab, dass mit 14 von insgesamt 129 gemeldeten Inhalten nur 10,9 Prozent der Hass-Postings tatsächlich auch entfernt hat. Knapp an zweiter Stelle landet Twitter mit 15 gelöschten Beiträgen aus insgesamt 137 (elf Prozent), dahinter folgen TikTok (18,5 Prozent der Meldungen gelöscht), Instagram (18,8 Prozent) und YouTube (21,2 Prozent).

(Ende)
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