pte20240430048 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Ruviki: Russland setzt Informationskrieg fort

Eigene Wikipedia-ähnliche Plattform soll knapp zwei Mio. Artikel kopiert und bearbeitet haben


Russische Fahne: Ruviki generiert ganz eigene Wahrheiten (Bild: pixabay.com, 51581)
Russische Fahne: Ruviki generiert ganz eigene Wahrheiten (Bild: pixabay.com, 51581)

Moskau (pte048/30.04.2024/13:59)

Russland setzt mit seiner Online-Enzyklopädie Ruviki den Frontalangriff auf die Wahrheit fort. Laut einem "404 Media"-Bericht sollen im Auftrag des Kremls fast zwei Mio. Artikel aus der russischen Version von Wikipedia kopiert und anschließend gezielt überarbeitet worden sein. Inhalte, die Kritik an der Regierung üben oder nicht im Sinne von Machthaber Wladimir Putin ausfallen, sollen gestrichen worden sein.

"Blasse Kopie von Wikipedia"

Ruviki ist nicht neu. Die Plattform ist bereits vor einem Jahr angekündigt worden. Ab Juni gab es eine erste Testversion für russische Bürger. Die unabhängige russische News-Plattform "Sota Project" hatte diese schon damals als "blasse Kopie von Wikipedia" kritisiert, weil sie "von allem Verbotenen bereinigt" worden sein soll. Laut der russischen Nachrichtenagentur "Tass" sollen den Lesern "nur geprüfte und verlässliche Informationen" geliefert werden.

Die erwähnten knapp zwei Mio. Wikipedia-Artikel liegen nun auf inländischen Servern und wurden anschließend von "professionellen Experten" überprüft, heißt es. Ziel der Aktion soll es gerwesen sein, eine "zuverlässige" und "vertrauenswürdige" Informationsquelle zu schaffen. Wie objektiv Ruviki ist, zeigt sich anhand des Eintrags über den im Februar in einem nördlich des Polarkreises gelegenen Straflagers verstorbenen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny.

Nawalny ist "Videoblogger"

Nawalny, der oft auf Missstände und Korruption in Russland aufmerksam gemacht hatte und als einer der schärfsten Putin-Kritiker galt, wird in Ruviki als "Videoblogger" bezeichnet, der sich an extremistischen Aktivitäten beteiligt haben soll. Laut 404 Media sucht man auf der neuen Plattform auch Infos über Folterungen in Gefängnissen und Skandale von russischen Regierungsvertretern vergebens - wie auch in den etwa 110 Artikeln über den Krieg in der Ukraine.

(Ende)
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